Besinnlich

Predigt zur Konfirmation 2025


Heute schütteln viele Eure Hände, nachher – wenn sie Euch zur Konfirmation gratulieren.
Klassisches Händeschütteln ist nicht so cool wie ihr euch sonst begrüßt .
Händeschütteln ist offizieller, ein bisschen wie früher.
Aber nachdem wir das in Corona  nicht hatten, keine Konfirmation mit voller Kirche, kein Gratulieren mit Körperkontakt bin ich auch froh über klassisches Händeschütteln.
Wenn ich Handshake sage klingt es besser.
Handshake gehört dazu, wenn man sich mag, respektiert.
Es ist ein Zeichen von Verbunden Sein, – sozusagen eine Brücke von einem zum anderen.  
Gern geben wir die Hand nur denen mit denen wir  befreundet oder verwandt sind, anderen nicht ganz so. Oder eben zu offiziellen Anlässen: Konfirmation, bestandener Schulabschluss, Führerschein.
Länger an der Hand halten wir uns, wenn wir verliebt sind und wollen,  dass sich  Hände am liebsten die ganze Zeit berühren.
Damit man immer mit dem anderen verbunden ist. Damit keine Trennung passiert. Hände sind dann wie eine Brücke zueinander. Hände können Brücken sein.

Wie wichtig eine Brücke ist, merken wir dann wenn sie nicht da ist. Ich weiß noch als die Flut im Volmetal in Hagen alle Brücken wegriss- wie lang die Umwege waren. Die Volme ist eigentlich kein großer Fluss, doch durch tagelange Regenfälle wurde sie riesig. Und als das vorbei war und sie wieder kleiner, kam man ohne Brücke nicht weiter.  Brücken überwinden Hindernisse, Abgründe, Grenzen. Nicht umsonst haben es die Kriegsparteien beider Gegner immer zuerst auf die Brücken abgesehen.
Brücken sind  Gebilde aus Holz, Stein oder Metall, die Menschen zusammenführen. Zusätzlich  sind wir durch andere Brücken miteinander verbunden: Kommunikation: miteinander reden, in verschiedenen Sprachen – notfalls mit Händen. Die, die  die das Internet erfunden haben, hatten es sich als Brücke und Verbindung ausgedacht. Dass es genutzt wird,  um über andere zu lästern, sie zu bedrohen und  gegen sie zu kämpfen war nicht geplant.

… Manchmal geh ich meine Straße ohne Blick
Manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück
Manchmal bin ich ohne Rast und Ruh
Manchmal schließ ich alle Türen nach mir zu

„Über 7 Brücken musst Du gehen“ ist ein alter Schlager, lange vor Eurer Zeit. Nicht eure Musik wahrscheinlich, auch wenn ich verwundert feststelle , dass ihr Schlager kennt. Aber den wahrscheinlich nicht. Test. Wer kennt es?

1978 nahm ihn die DDR Rockgruppe KARAT als Titellied für einen Fernsehfilm auf, also –  als die  Brücken zwischen Ost und West ( Deutschland) abgesperrt waren. 1980 machte eine Coverversion von Peter Maffay ihn auch  in der Bundesrepublik zum Erfolg. Sozusagen ein Brückenlied im geteilten Deutschland .

… Manchmal ist mir kalt und manchmal heiß
Manchmal weiß ich nicht mehr was ich weiß
Machmal bin ich schon am Morgen müd
Manchmal such ich Trost in einem Lied

Das mit dem müde Sein, das kennt ihr gut, auch samstags morgens wenn wir Konfi hattet oder Sonntags 9.30 Uhr in Bork Gottesdienst.
Trost in Liedern sucht ihr , aber es ist andere Musik.

Manchmal ist mir kalt und manchmal heiß.

Manchmal wart ihr Hungrig, meist durstig im Konfi .
Manchmal weiß ich nicht mehr was ich weiß.

Auf jeden Fall wisst ihr jetzt mehr als vorher über Jesus, Gott, die Gemeinde – vielleicht aber auch was ihr gern noch mehr wissen möchtet. Vielleicht habt ihr erst mit dem Fragen über den Glauben angefangen. Das würde uns freuen. Denn damit ist man auch nach der Konfirmation nie fertig.  

… Manchmal greift man nach der ganzen Welt
Manchmal meint man dass der Glücksstern fällt

Eure Wünsche habt ihr aufgeschrieben für Euer Leben – wir haben versprochen sie euch zuzuschicken in dem Jahr in dem ihr nicht nur kirchlich wie heute, sondern  richtig volljährig werdet . 18.

Die ganze Welt wünschen wir Euch – eine gute ganze und heile Welt. Ihr macht Euch Gedanken um eure Welt hier,  euer Leben, ob das so klappt was ihr euch wünscht: immer gute Freunde zu haben und wenn ihr euch verliebt. Wie das mit der Schule wird und dem Geld.

Wir wünschen euch,  dass es sich so anfühlen kann, als ob immer der Glücksstern scheint.

Dass das nicht selbstverständlich ist, wisst ihr aber auch. 

… Über sieben Brücken musst du gehen
Sieben dunkle Jahre überstehn
Sieben Mal wirst du die Asche sein
Aber einmal auch der helle Schein

Der Song ist  vielleicht deshalb berühmt geworden,  weil er realistisch ist . Weil es eben nicht immer gut läuft, selbst konfirmiert nicht. Die Welt nicht ist wie sie sein soll. Nicht friedlich, heil und ganz. Wir, die wir älter sind,  hätten sie für euch besser bewahren sollen und gerade jetzt sehen wir alle – egal wie jung oder alt – hilflos den Kriegen überall zu.

Das mit den Brücken zueinander und dem Vertrauen bekommen wir nicht immer so gut hin als Menschen. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, dass in eurer Konfi Gruppe nicht nur vorhandene Freundschaften geblieben sind, sondern- besonders auf der Freizeit – auch neue geschlossen. Brücken zueinander.

 

 

Bibeltext
28Petrus sagte zu Jesus:

»Herr, wenn du es bist, befiehl mir,

über das Wasser zu dir zu kommen.«

29Jesus sagte: »Komm!«

Da stieg Petrus aus dem Boot,

ging über das Wasser und kam zu Jesus.

30Aber auf einmal merkte er, wie stark der Wind war.

Da bekam er Angst.

Er begann zu sinken und schrie: »Herr, rette mich!«

31Sofort streckte Jesus ihm die Hand entgegen

und hielt ihn fest.

 

 

Jesus macht einen besonderen Handshake mit Petrus. Er hält ihn fest und zieht ihn hoch, raus aus dem, was Petrus Angst gemacht hat. Jesus streckt  Petrus die Hand hin und sagt: „Schlag ein! Ich zieh dich raus! Ich hol dich raus aus dem, was dich runterzieht. Ich lass dich nicht versinken.“ Jesus streckt Petrus seine Hand hin, nicht nur um ihn aus dem Wasser zu ziehen, sondern um ihn in ein neues Leben zu ziehen.

Gott  hat euch in der Taufe die Hand entgegengestreckt.  Denn das genau ist die Taufe. Dass Gott sagt:  „Dich ganz persönlich meine ich. Bei Dir will ich sein. Meine Hand in Deiner , wenn Du es brauchst. Ich lass Dich nicht allein. Hier ist meine ausgestreckte Hand.“ Die Taufe ist Gottes ausgestreckte Hand, die Konfirmation ist, wenn wir diese Hand ergreifen. Wenn wir ganz bewusst einschlagen und die Verbindung zu Jesus wollen. Wenn wir sagen : ich will heißen wie er:  Christ, Christin.

 Das ist Konfirmation! Das heißt nicht, dass wir nicht auch Angst haben vor Schwierigkeiten, die uns umhauen können wie ein Sturm oder hohe Wellen. Es geht uns oft wie Petrus. Wir nehmen uns vor: Jetzt mache ich es richtig , laufen los – und dann… bekommen wir Angst oder werden müde und es klappt nicht richtig mit dem Glauben und Vertrauen.

Jesus Hände sind wie eine Brücke für Petrus. Sie helfen ihm auf. Ich weiß nicht, ob wir 7 Brücken brauchen – sieben ist eine besondere Zahl – im Märchen , in der Bibel. Schöpfung in 7 Tagen. Sieben  meint einfach, dass alles gut wird, wenn wir vertrauen. Dass wir als Christinnen und Christen Kinder des Lichts sind. Heller Schein. Vielleicht war das Lied für die Menschen in der DDR damals ein Durchhalte- Lied, dass sie irgendwann in Freiheit leben. Vielleicht brauchen wir wieder so ein Durchhhalte-Lied, dass uns allen das Vertrauen gibt, dass wir Menschen irgendwann in Frieden leben. Und dass wir Christinnen und Christen nicht aufhören darauf zu hoffen und dafür auch nicht nur zu beten.

 

Nach der Segnung bekommt ihr ein Kreuz umgelegt ; als Zeichen für eure Konfirmation . Denn das Kreuz ist Zeichen für unseren Glauben an Jesus, der gekreuzigt und auferstanden ist .

Jedes Kreuz hat zwei Balken:  einen längs und einen quer. Beim Segen zeigen  wir diese Achsen auch ganz deutlich. Zeigen eine Brücke vom Himmel zur Erde, das ist die Verbindung von Gott zu uns. Und einen  Querbalken – weil Jesus uns Menschen miteinander verbindet.

Im Glauben geht es nicht nur darum,  dass wir mit Gott verbunden sind, dass Gott uns stärkt, schützt und segnet. Dass Gott uns an der Hand hält, und wir Gott vertrauen.

Im Glauben geht es immer auch darum, dass wir Menschen miteinander verbunden sind. Dass wir Brücken aufeinander zu bauen, egal wie bedrohlich unsere Welt aussieht, der Wind und die Wellen gegen uns stehen .

Denn dann

 streckt Jesus uns  die Hand entgegen- sofort

und hält uns fest.

         

Seine Hände sind Brücken.

 

Amen.